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Herausforderungen und Perspektiven zur Ermöglichung dualer Karrieren durch den Einsatz digitaler Medien
urn:nbn:de:0009-5-46675
Zusammenfassung
Die Absolvierung eines Hochschulstudiums stellt für Menschen in besonderen Lebenslagen eine enorme Herausforderung dar. Besonders die Kombination von Spitzensport und einer beruflichen Qualifikation ist für die beteiligten Akteure mit vielseitigen Problemen verbunden. So lässt besonders der zeitliche Rahmen nur wenig Raum für die Teilnahme an den hochschultypischen Präsenzveranstaltungen und häufig kollidieren Seminare, Vorlesungen sowie Prüfungstermine mit den Trainings- und Wettkampfplänen. Der Einsatz mediengestützter Lehr-/Lernmethoden ermöglicht individuelle und flexible Lernprozesse, welche den speziellen Lernbedürfnissen von studierenden Spitzensportlern gerecht werden können.
Stichwörter: e-learning; Inklusion; Duale Karriere; Blended Learning; Umgedrehter Klassenraum
Abstract
An important challenge of higher educational institutions is the inclusion of non-traditional learners. The following paper presents a project, which researched the challenges and special needs of student top athletes. First the paper will present the results of a qualitative study about the challenges and conditions of their study programs and commitments of student top athletes at the University of Applied Science Mittweida. Based on this results a blended learning scenario in combination with the flipped classroom has been introduced and tested.
Keywords: e-learning; sports; higher education; Germany; Inclusion, Dual Career, Blended Learning, Flipped Classroom
Die Leistungen deutscher Spitzensportler [1] in internationalen Wettkämpfen sind ein relevanter Faktor für das Ansehen des Standorts Deutschland und seine Attraktivität. Nicht unwesentlich tragen diese zur Wahrnehmung Deutschlands in der Welt bei. Im öffentlichen Interesse liegt aus diesem Grund die Förderung des Spitzensports, welche ein besonderes Anliegen der verantwortlichen Kräfte in Politik und Gesellschaft darstellt. In diesem Kontext wird Spitzensport verstanden als Wettkampfsport, welcher auf nationaler und internationaler Ebene betrieben wird, mit dem Ziel absolute Höchstleistungen zu erringen. Die speziellen Modalitäten dieser Sportform sind die Intensität und Quantität der Vorbereitungs- und Trainingsmaßnahmen (vgl. Brandmaier & Schimany 1998). Während der aktiven Leistungssportlaufbahn beansprucht der Spitzensport einen enormen zeitlichen Aufwand, aber nur selten kann der Sport auf Dauer auch zum Beruf werden (vgl. KMK 2007). Die steigende Kommerzialisierung vom Spitzensport vermittelt häufig den Eindruck, dass der Sport den Athleten ein sehr hohes Einkommen ermöglicht. Das Bild der hohen Siegprämien, Gehälter und Sponsoringeinnahmen wie bei Profiboxern, Fußball- oder Tennisspielern ist medial verbreitet. Dies betrifft jedoch die Wenigsten und ist nicht verallgemeinerbar, sodass nur einige Ausnahmefälle während ihrer aktiven sportlichen Karriere genügend Geld verdienen und ausgesorgt haben (vgl. Schneider 2016). Staatliche Unterstützungen zur finanziellen Absicherung des Lebensunterhalts und der sportlichen Laufbahn bieten zwar die Bundeswehr mit der Sportfördergruppe sowie der Zoll oder die Bundespolizei, doch nicht alle Athleten sehen sich nach dem Sport als Soldat, Zoll- oder Polizeibeamte. Die Möglichkeit des Sponsorings steht ebenso nicht allen Spitzensportlern zur Verfügung, da die Akquise dieser Gelder von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie der Attraktivität und dem Kommerzialisierungsgrad der jeweiligen sportlichen Disziplin, dem sportlichen Erfolg sowie der medialen Präsenz (vgl. Schneider 2016). Es gibt somit nur wenige Sportarten in denen eine geringe Anzahl von Athleten finanziell aussorgen kann. Eine Karriere im Spitzensport endet meist in der vierten Lebensdekade und ist somit lebenszeitlich beschränkt (vgl. Nagel/Conzelmann 2006). Aus diesem Grund müssen alle anderen bereits während ihrer sportlichen Karriere auch ihre berufliche Laufbahn beginnen, um sich vor einem späteren sozialen Abstieg zu schützen.
Für eine akademische Ausbildung entscheidet sich ein beachtlicher Anteil der Spitzensportler und beginnt somit ein Hochschulstudium (vgl. Riedl, Borggrefe & Cachay 2007). So waren beispielsweise 36,7% der deutschen Olympiateilnehmer in Rio 2016 Studierende (vgl. Schneider, Frenzel, Merz & Fischer 2016). Werden zu dieser Gruppe auch die Hochschulabsolventen dazugezählt, erhöht sich der Anteil der Spitzensportler, die eine akademische duale Karriere absolvieren, im Olympiakader auf 42,9% (vgl. Allgemeiner Deutscher Hochschulverband 2016).
Jedoch stehen viele Herausforderungen diesem Weg der dualen Karriere gegenüber. Besonders der zeitliche Rahmen der Spitzensportler mit beispielsweise mehreren täglichen Trainingseinheiten lässt nur wenig Raum für die Teilnahme an den hochschultypischen Präsenzveranstaltungen. Häufig kollidieren Vorlesungs- und Seminarzeiten sowie Prüfungstermine mit den Trainings- und Wettkampfplänen. Besonders Wintersportler haben große Probleme bei der Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium, da sie kein geregeltes Studium verfolgen können aufgrund ihrer langen Abwesenheit während des Wintersemesters. Doch auch außerhalb ihrer Saison gestaltet sich das Nachholen von Modulen schwierig, da diese oft nur jährlich angeboten werden. Auch für Lehrende ergeben sich daraus didaktische und organisatorische Herausforderungen aufgrund der Wettkampf- und Trainingspläne, also der externen Rahmenbedingungen.
Viele Spitzensportler stehen vor der Entscheidung zwischen der akademischen Ausbildung oder ihrer sportlichen Karriere. Daraus entsteht für den Spitzensport das Risiko, die eigenen Leistungsträger zu verlieren (vgl. Elbe, Beckmann & Szymanski 2003). Für die Hochschule eröffnet sich damit jedoch auch die Chance, neue Zielgruppen zu gewinnen.
Studierende Spitzensportler müssen die Anforderungen und Erwartungen, welche ihnen sowohl von Seiten des Sports als auch von der Hochschule gestellt werden, miteinander vereinbaren. Diese Herausforderung wird gesellschaftstheoretisch als Inklusionsproblem verstanden (vgl. Borggrefe & Cachey 2014). In diesem Kontext wird Inklusion als „[…] die Einbindung der Gesellschaftsmitglieder in die Teilsysteme der modernen, funktional differenzierten Gesellschaft bezeichnet, die in Form von institutionellen Rollen stattfindet und dem Individuum die Partizipation an der Gesellschaft ermöglicht“ (Borggrefe, Cachay & Riedl 2009). Mit der Übernahme von spezifischen Rollen geschieht die Inklusion in unterschiedliche gesellschaftliche Funktionssysteme. Im Spitzensport nehmen die Athleten eine Leistungsrolle ein, was selbstbestimmt und freiwillig geschieht. Dennoch kommt es zu einer Fremdbestimmung aufgrund der hohen Anforderungen und immensen Konkurrenzlogik, denn nur die erfolgreichen Spitzensportler können in dem System bleiben. Somit müssen sie die Inklusion hochgradig zulassen, was aber auch dazu führt, dass sich die Integration in weitere Teilsysteme nicht oder nur sehr schwierig realisieren lässt. Im Erziehungssystem hingegen übernehmen die Studierenden die Publikumsrolle an der Hochschule und die Leistungsrolle hingegen nehmen die Lehrenden ein. Das Erziehungssystem ist außerdem für jeden zugänglich, wenn die erforderlichen Vorleistungen erbracht wurden. Der Konflikt entsteht, da sich die akademische und die sportliche Laufbahn zeitlich überschneiden und sich das Studium nicht beliebig verschieben lässt ohne Befürchtungen späterer negativer Folgen für die berufliche Karriere. Durch die Desintegration und Simultanität der beiden Inklusionsverhältnisse ergibt sich die Unvereinbarkeit dieser dualen Karrieren, welche aus dem Inklusionsproblem hervorgeht (vgl. Borggreffe & Cachay 2014).
Im Rahmen des Verbundprojektes „Neue Lehr-/Lernkulturen für digitalisierte Hochschulen“ hat sich das Teilprojekt „Ermöglichung dualer Karrieren von Studierenden in besonderen Lebenslagen durch die Etablierung neuer Lehr-/Lernkulturen“ zum Ziel gemacht, den spezifischen Herausforderungen dualer Karrieren gerecht zu werden. Im Fokus steht dabei neben der Entwicklung flexibler, individueller, zeit- und ortsunabhängiger Lernmöglichkeiten auch optimierte Voraussetzungen für die Entwicklung einer neuen Lehr-/Lernkultur an der Hochschule zu schaffen, um die Inklusion dieser heterogenen Studierendengruppe zu verbessern. In diesem Vorhaben wird ein besonderes Augenmerk auf die Erprobung und Evaluation mediengestützter Lehr-/Lernformen gerichtet.
Um eine zielgruppenspezifische Gestaltung des Lernangebots zu gewährleisten, stand die Analyse der Rahmenbedingungen und Herausforderungen studierender Spitzensportler im Vordergrund der ersten Projektphase. Die Ergebnisse der Erhebung bilden die Basis für die Auswahl und Gestaltung des mediengestützten Lernarrangements und werden im folgenden Kapitel dargestellt. Durchgeführt wird das Lernangebot in einem Modul zum Thema wissenschaftliches Schreiben. Die Auswahl begründet sich in der Nachhaltigkeit, da die Thematik alle Studierenden betrifft und sie ein solches Modul durchlaufen können, wodurch es somit vielseitig und regelmäßig einsetzbar ist. Bei der Konzeption, Durchführung und Evaluation dieses Kurses wird die bereits etablierte, zentrale Lernplattform OPAL genutzt. Der Vorteil dieser Lernplattform liegt in ihrer Verbreitung, da diese an den sächsischen Hochschulen eingesetzt wird, wodurch auch Lehrende und Lernende außerhalb der Hochschule Mittweida auf die online-Anteile Zugriff haben. Während des Moduls werden verschiedene didaktische Werkzeuge betrachtet, um eine Methodenvielfalt zu erreichen. Bei der Integration von digitalen Lernsettings in ein Bildungsangebot ergeben sich vielseitige Möglichkeiten der Lehr-/Lernmethoden, verschiedene Lernorte, neue Lernsituationen und ein großes Potenzial der Zielgruppenorientierung wird möglich. Somit können neben optimierten Rahmenbedingungen auch die unterschiedlichen spezifischen Voraussetzungen der Studierenden hinsichtlich des organisatorischen Ablaufs, der Auswahl sowie Anpassung der einzusetzenden Werkzeuge und des didaktischen Konzepts berücksichtigt werden (Georgieff 2007). Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher die Herausforderungen, didaktischen Potenziale und Erfolgsfaktoren mediengestützter Lernszenarien zu identifizieren, um die Inklusion von Studierenden in besonderen Lebenslagen zu verbessern und Lehrenden handlungsorientierte Hilfestellungen zu geben, um ihren Einstieg in eine neue Lehr-/Lernkultur zu vereinfachen. Dies soll mit Hilfe didaktischer Leitfäden geschehen, welche aus den gesamten Projektergebnissen hervorgehen. Des Weiteren werden aus den Forschungsergebnissen Implikationen für weitere Zielgruppen mit ähnlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen abgeleitet. Aus diesem Grund wird im Projekt das gesamte Vorhaben auch in einem zweiten Durchlauf mit berufsbegleitend Studierenden durchgeführt, denn somit können Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert und genauere Schlussfolgerungen getroffen werden. Damit kann auch der Transfer auf weitere Lehrvorhaben mit Studierenden in besonderen Lebenslagen gesichert werden.
Begleitet wird der gesamte Prozess von einer formativen Evaluation, um eine entwicklungsbegleitende Optimierung der Lernangebote sicherzustellen. Diese ist besonders wichtig aufgrund des hohen Komplexitätsgrades, welcher sich bei digital gestützten Lernangeboten ergibt durch das Zusammenspiel von Lernenden, Lehrenden, Tutoren, den Medien und der Technik. Die formative Evaluation kann die Erprobung systematisch unterstützen. Besonders wegen der Akzeptanzprobleme sowohl auf Seite der Lernenden als auch der Lehrenden, denen die Digitalisierung der Lehre weiterhin gegenübersteht, ist es wichtig mögliche Probleme aufzuspüren und zu beseitigen, um die Implementierung des Angebotes zu erleichtern (vgl. Hense 2010). Das Forschungsvorhaben wird neben der Zielgruppenanalyse mit einem Anfangsfragebogen, regelmäßigen Evaluationsbögen und abschließenden fokussierten Gruppeninterviews angereichert.
In diesem Kapitel wird vorerst die empirische Untersuchung zu den Herausforderungen und Rahmenbedingungen studierender Spitzensportler vorgestellt sowie folgend die Ergebnisse und Schlussfolgerungen für das didaktische Konzept präsentiert. Die im Rahmen des Projektes durchgeführte Studie dient als Bedarfs-/Zielgruppenanalyse und wurde mit dem Ziel durchgeführt, ein auf den Erkenntnissen basierendes Lernangebot zu konzipieren, welches den spezifischen Herausforderungen und Bedürfnissen studierender Spitzensportler gerecht wird.
Die Erhebung der Herausforderungen und Rahmenbedingungen studierender Spitzensportler erfolgte in einem qualitativen Untersuchungsdesign. Begründet wird diese Auswahl einerseits in der entdeckenden Forschungslogik, da die Entdeckung und Generierung von Aussagen mittels empirischer Daten das Erkenntnisziel bildet (vgl. Brüsemeister 2008). Qualitative Forschung zielt also darauf ab neue Erkenntnisse zu gewinnen und unbekannte Bezugspunkte aufzuspüren (vgl. Flick 2011). Andererseits ist die Anzahl von 20 studierenden Spitzensportlern an der Hochschule Mittweida zu gering, um ein geeignetes quantitatives Forschungsdesign durchzuführen.
Mittels acht leitfadengestützter Einzelinterviews erfolgte die Datenerhebung, in denen die studierenden Spitzensportler neben den Rahmenbedingungen und Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium auch zu ihren Lerngewohnheiten, E-Learning-Erfahrungen sowie Anforderungen an digitale Lehr-/Lernformen befragt wurden. Drei Spitzensportlerinnen und fünf Spitzensportler aus sechs verschiedenen sportlichen Disziplinen, darunter fünf Wintersportler, bilden die Stichprobe. Alle Befragten studieren bereits an der Hochschule Mittweida in verschiedenen Studiengängen und Fachsemestern. Trotz der geringen Stichprobe wird mit der Auswahl dieser Samplingstruktur eine maximale Variation angestrebt, um die Unterschiede des Feldes und seine Variationsbreite einzubeziehen und die unterschiedlichen Fälle für einen Vergleich untereinander heranziehen zu können (vgl. Flick 2011).
Die Auswertung der Interviewtranskripte erfolgte kategorienbasiert nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring und wurde mithilfe der Software MAXQDA durchgeführt. Somit wurden die Kategorien zunächst induktiv, also aus dem erhobenen Datenmaterial heraus entwickelt sowie nachfolgend deduktiv mit theoretisch begründeten, festgelegten Auswertungsaspekten angereichert. Zur Gewährleistung der Intercoderreliabilität und Festlegung der Angemessenheit von abweichenden Auswertungsentscheidungen wurden neben einem zweiten Codierer auch argumentative Elemente eingesetzt (vgl. Mayring 2000). Im nächsten Abschnitt erfolgt die Darstellung der aus der Untersuchung hervorgegangenen Ergebnisse.
Um eine Analyse der Lernbedürfnisse der studierenden Spitzensportler vornehmen zu können, wurden in den Einzelinterviews die folgenden Bereiche thematisiert:
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Rahmenbedingungen
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Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium
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Lerngewohnheiten
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E-Learning Erfahrungen und Anforderungen
Bei der Betrachtung der Rahmenbedingungen lagen auch die Gründe für ein Studium neben der sportlichen Karriere im Forschungsinteresse. So gaben die Befragten neben der Vorsorge für die nachsportliche Karriere ebenfalls an, dass sie schon immer studieren oder sich neben dem Sport auch mit anderen Dingen beschäftigen wollten. Von großer Bedeutung sind besonders die weiteren Verpflichtungen, welchen die studierenden Spitzensportler nachkommen müssen. So sind fünf der acht Befragten in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und müssen neben der Soldatenausbildung auch unterschiedliche Lehrgänge absolvieren sowie die Bundeswehr zu verschiedenen Anlässen repräsentieren. Zusätzlich nehmen die Athleten auch an Lehrgängen für ihren Sport teil, wie beispielsweise dem Sprungtraining für die Nordischen Kombinierer. Zwei der Befragten berichteten außerdem von regelmäßigen Sponsorenterminen, welche sie bestreiten müssen. Da einer der Befragten in einer nichtolympischen sportlichen Disziplin aktiv ist, sind die Kriterien für die Aufnahme in die Sportfördergruppe strenger und die Anzahl der Plätze begrenzt. Aus diesem Grund kann diese Person nicht von der Förderung profitieren und muss sich sowie den Sport selbstfinanzieren, was einen zusätzlichen hohen Aufwand bedeutet, um Sponsoren zu gewinnen, diese zu betreuen und das eigene Management voran zu treiben. Eine finanzielle Einnahmequelle bietet hier jedoch der Sport, mit welchem Shows gestaltet werden, die jedoch auch einen großen organisatorischen Aufwand bedeuten. Des Weiteren hat einer der Befragten eine Familie mit Kindern, ein weiterer ist Vorstandsmitglied im Verein und unterstützt dort besonders die Jugendarbeit. Unter den Interviewten ist ein Spitzensportler im Pferdesport tätig, was die Pflege der Pferde impliziert und sich ebenfalls zeitaufwendig gestaltet.
Der Fokus der Untersuchung liegt auf den Herausforderungen, denen die Spitzensportler bei der Vereinbarkeit vom Studium und der sportlichen Karriere gegenüberstehen. Dabei wurde deutlich, dass bei allen Befragten die Zeit die größte Herausforderung darstellt, aufgrund der Doppeltbelastung, der sie ausgesetzt sind. Die studierenden Spitzensportler können wenig an der Hochschule anwesend sein, weshalb sie viele der Präsenzveranstaltungen verpassen. Besonders sichtbar wird dies bei der Betrachtung der Wintersportler, welche durch ihre lange Abwesenheitszeit in der Saison keinem geregelten Studium nachgehen können und deren Teilnahme an den Präsenzveranstaltungen häufig nur auf das Sommersemester begrenzt ist. Alle Befragten bestreiten außerdem zwei bis drei Trainingseinheiten täglich und sind dabei nicht selten an unterschiedliche Trainingsstätten gebunden. Zusätzlich gestalten sich die Trainingszeiten ganz individuell. Ein weiteres Problem stellt die Kollision von Vorlesungs- und Seminarterminen sowie Prüfungszeiten mit Wettkampfterminen dar. Durch die verschiedenen Trainingsstätten sowie dem Wechsel zwischen Training, Wettkämpfen, Trainingslagern und der Hochschule, entstehen viele Fahrtwege, welche zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen. Somit stehen die studierenden Spitzensportler einem großen organisatorischen Aufwand gegenüber, um das Hochschulstudium und die sportliche Laufbahn zu koordinieren. Dies geschieht mit der Unterstützung des Spitzensportkoordinators der Hochschule, bedeutet dennoch für alle beteiligten Akteure (Sportler und Lehrende) ein großes Engagement, um Absprachen zu treffen und die verschiedenen Termine zu organisieren. Die Interviewten berichteten außerdem davon, dass ihnen die freie Zeit zwischen den Lehrveranstaltungen Probleme bereitet und sie diese gern für ihr Training nutzen würden, was jedoch aufgrund der Trainingsstätten kaum möglich ist. Somit wünschen sie sich mehr Blockveranstaltungen, um die Zeit an der Hochschule effektiver nutzen zu können. Die befragten studierenden Spitzensportler gaben außerdem an, dass das Lernen während der Wettkampfphasen nicht möglich ist und einige lediglich kleine Lerneinheiten an den Reisetagen zwischen den Wettkämpfen absolvieren können. Ähnlich schwierig gestaltet sich das Lernen in den Trainingslagern, da es durch die starke körperliche Belastung in diesem Zeitraum kaum möglich ist.
Häufig müssen sich die Befragten das Wissen im Selbststudium mit den Vorlesungsskripten aneignen. Diese sind jedoch nicht didaktisch für Selbstlernzwecke aufbereitet, sondern dienen den Lernenden als zusätzliche Materialien für den Besuch der Vorlesungen. Somit wurde bei der Betrachtung der Lerngewohnheiten deutlich, dass ihnen die Erklärungen zu den Skripten fehlen und sich die Prüfungsvorbereitungen durch die wenigen Lehrveranstaltungsbesuche schwierig gestalten. Sechs der acht Befragten gaben zudem an, dass es aufgrund der häufigen Abwesenheit an der Hochschule schwierig ist, zu erfahren, welche Inhalte gelernt werden müssen. Aus diesem Grund fehlt ihnen häufig auch der persönliche Kontakt zu den Kommilitonen, da die Spitzensportler ihr Studium meist nicht gemeinsam mit ihrem Ausgangssemester durchlaufen und eine längere Studienlaufbahn absolvieren. Wichtig ist allen Befragten außerdem der persönliche Kontakt zu den Lehrenden. Da in den bereitgestellten Lernmaterialien, wie den Vorlesungsskripten, die entsprechende didaktische Aufbereitung für das Selbststudium fehlt, nutzen die Interviewten bereits selbstständig recherchierte Videos mit Erklärungen. Videos werden von ihnen gern genutzt, dennoch berichteten die Lernenden, dass ihnen der direkte Bezug zu ihren Lernmaterialien und -inhalten fehle.
In den Interviews wurden außerdem E-Learning Erfahrungen und die Anforderungen an digitale Lernszenarios thematisiert. Dabei ist natürlich auch die technische Ausstattung wichtig, welche benötigt wird um ein E-Learning-Angebot absolvieren zu können. Alle Befragten verfügen über einen Laptop oder PC, haben die Ausrüstung für Videokonferenzen und nutzen mobile Endgeräte. Der Internetzugang gestaltet sich hingegen etwas schwieriger. Zwar verfügen die Interviewten über einen stationären und mobilen Internetzugang, jedoch ist Internetnutzung unterwegs differenziert. WLAN ist zwar meist in den Hotels verfügbar, doch die Verbindung kann überlastet sein, wenn alle Sportler gleichzeitig darauf zu greifen. Die studierenden Spitzensportler wurden zudem nach ihrem Umgang mit Computer und Internet befragt, wobei sie diesen sehr gut bis ausreichend einschätzten. Anders gestalten sich hingegen die Erfahrungen mit digitalen Lerneinheiten. Diese wiesen die Befragten kaum auf, da sie beispielsweise die zentrale Lernplattform der Hochschule bisher lediglich zum Downloaden von Vorlesungsskripten nutzten. Dennoch sind die studierenden Spitzensportler positiv gegenüber E-Learning-Angeboten eingestellt und schätzen diese besonders für ihre Rahmenbedingungen als hilfreich ein. Begründet wurde dies beispielsweise mit dem flexiblen Zugriff auf die Lernmaterialien, da die Sportler häufig auf der ganzen Welt unterwegs sind und selten an den Vorlesungen teilnehmen können. Dies belegt auch der folgende Kommentar aus einem der Interviews:
„Ich finde es über E-Learning ganz schön, dass man die ganzen Materialien nicht als Buch mitschleppen muss, sondern es einfach nur im Computer hat. Gerade wenn man irgendwo hinfliegt, man hat nur 23 kg Gepäck zur Verfügung und so ein Buch kann ja schon mal alleine 5 kg einnehmen. Deshalb finde ich es nicht schlecht, wenn man unterwegs auch Rücksprache mit Lehrern halten bzw. auf Materialien zugreifen kann. Von daher kann ich mir das schon gut vorstellen, dass das gut funktionieren könnte.“
Ebenso wurde in weiteren Interviews deutlich, dass sich die Prüfungsvorbereitung durch die häufige Abwesenheit schwierig gestaltet. Dabei wurde E-Learning ebenso als Erleichterung eingeschätzt, da die Sportler dem Stand der Lehrveranstaltung besser folgen könnten und somit auch eher erfahren würden, welche Inhalte prüfungsrelevant sind. Da ihnen der persönliche Kontakt zu den Lehrenden dennoch wichtig ist, wünschen sie sich kein reines online-basiertes Lernszenario, sondern bevorzugen eine Mischung aus E-Learning und Präsenzveranstaltungen, die jedoch eng miteinander verknüpft werden sollten. Unter den Anforderungen an digitale Lerneinheiten wurden außerdem ganz allgemeine Faktoren genannt, wie gut dargestellte und einfach strukturierte Inhalte, Verweise auf Literatur und zusätzliche Materialien, die Möglichkeit einfach mit anderen Lernenden und den Lehrenden in Kontakt zu treten sowie zeitnahe Rückmeldungen genannt. Auch sollte der Ansprechpartner in den online-Phasen zur Verfügung stehen. Die Bedienbarkeit spielt für die Befragten ebenfalls eine wichtige Rolle, sodass die Schwerpunkte mit wenigen Klicks aufgerufen werden können. Auffällig war auch der Wunsch nach dem Einsatz von Videos in der Lehre, welchen alle Interwieten nannten.
Die Ergebnisse der vorgestellten empirischen Untersuchung zu den Rahmenbedingungen und Herausforderungen dualer Karrieren von studierenden Spitzensportlern bilden die Basis eines konzipierten Lernsettings. Darin werden zwei bekannte didaktische Ansätze kombiniert, um die Inklusion der Zielgruppe zu verbessern. Dabei handelt es sich zunächst um das Blended Learning, auch hybrides oder integriertes Lernen genannt, in dem Online- und Präsenzelemente miteinander in der Lehre verknüpft werden (vgl. Handke & Schäfer 2012). Geeignet ist dieser Ansatz, da die häufige Abwesenheit der Spitzensportler mit den mediengestützten Lernphasen überwunden und die Inklusion in das System der Hochschule stattfinden kann (vgl. Schneider, Jahn & Heise 2016). Das Flipped Classroom-Modell stellt den zweiten didaktischen Ansatz dar, welcher für die konkrete Ausgestaltung des Lernangebotes verwendet wurde.
Blended Learning ist ein bereits etabliertes und populäres Konzept in der Lehre, welches für die verschiedensten Kombinationen von Präsenz- und Onlineelementen steht und die Grundidee vertritt, die Stärken von Online-Lernangeboten mit den Stärken von Präsenzveranstaltungen zu kombinieren und dadurch Synergieeffekte zu erzielen (vgl. Handke & Schäfer 2012). Mit der geschickten Kombination von Face-to-Face-Elementen mit dem mediengestützten Lernen können viele Vorteile erzielt werden, doch allein die Kombination von Präsenzunterricht und E-Learning bringt nicht automatisch die Potenziale des Blended Learning hervor (Kerres 2013). Den Lernenden wird in Blended Learning-Konzeptionen ermöglicht, den eigenen Lernprozess individuell zu organisieren, vorausgesetzt sie werden durch verschiedene Maßnahmen unterstützt. Um eine hohe Lerneffizienz erzielen zu können, sollte ein Wechsel aus Präsenzveranstaltungen mit Workshopcharakter, selbstgesteuerten Lernphasen und Transferphasen erfolgen. Zu Beginn ist es wichtig für die Selbstlernphasen konkrete Ziele zu vereinbaren. Außerdem sollten selbst gesteuerte und individuelle Lernprozesse ermöglicht werden mit der Unterstützung durch Lehrende, andere Lernende und Tutoren (vgl. Kuhlmann & Sauter 2008). Je nach Lernzielen, -inhalten und -gegenstand kann die Abfolge der verschiedenen Phasen variieren, wichtig ist dabei, dass die Schnittstellen des Präsenz- und Online-Lernens in den Fokus der Gestaltung rücken (vgl. Baumgartner 2011). Die Gestaltungsfreiheit der verschiedenen Phasen, sowohl zeitlich als auch inhaltlich, lassen eine hohe Anpassung an die Rahmenbedingungen und Herausforderungen von studierenden Spitzensportlern zu. Lehrende müssen aufgrund dieser Offenheit jedoch von Beginn an genau überlegen, welche Methoden, Medien und Anordnung für die entsprechende Zielgruppe geeignet sind (vgl. Schneider, Jahn & Heise 2016).
Der Flipped Classroom, auch Inverted Classroom genannt, beschreibt das Prinzip des umgedrehten Unterrichts. Umgedreht bedeutet, dass der Input aus den Vorlesungen, bei dem das Wissen meist in Form von Frontalunterricht und Vorträgen vermittelt wird, ausgelagert wird. Die Aktivitäten wie Vor- sowie Nachbereitung, welche die Lernenden üblicherweise allein zu Hause durchführen, findet hingegen in der Präsenzveranstaltung statt.
Die Idee hinter diesem Ansatz liegt darin, dass die Lehrenden in der traditionellen Lehre meist in Vorlesungen einen wissenschaftlichen Vortrag halten und dabei nur wenig Raum für Fragen und einen Austausch existiert. Die vertiefende Auseinandersetzung mit den Lerninhalten findet somit in der Selbstlernphase statt (vgl. Treeck, Himpsl-Gutermann & Robens 2013).
Wie in der Abbildung 1 deutlich wird, erfolgt in der traditionellen Lehre die Selbstlernphase nach der Wissensvermittlung in der die Lernenden vom passiven Rezipienten zum aktiven Anwender werden. Die Studierenden vertiefen und üben die Lerninhalte also dann, wenn der Lehrende nicht für Rückfragen verfügbar ist. Doch gerade in der Phase der vertiefenden Auseinandersetzung und dem Transfer der Vorlesungsinhalte in die Praxis ergeben sich die meisten Fragen (vgl. Treeck, Himpsl-Gutermann & Robens 2013).
Im Flipped Classroom hingegen eignen sich die Lernenden die didaktisch aufbereiteten und digital zur Verfügung gestellten Lerninhalte selbstgesteuert und im individuellen Tempo an. Somit können die darauffolgenden Präsenzzeiten effektiver genutzt werden, um die zuvor erworbenen Kenntnisse interaktiv und gemeinsam zu üben (vgl. Arnold, Kilian, Thillosen & Zimmer 2015). Auf Grundlage der selbstangeeigneten Lerninhalte kann das Wissen in den Präsenzveranstaltungen reflektiert, vertieft und angewendet werden, was gemeinsam in der Gruppe mit den Lernenden und dem Lehrenden geschieht. Wichtig ist dabei, dass die selbstgesteuerte Wissensaneignung mit konkreten Reflexionsfragen oder Aufgaben verbunden ist, sodass die Lernenden wissen aus welchem Grund und mit welchem Fokus sie vorgehen sollen. Besonders in den Selbstlernphasen kann das individuelle und selbstgesteuerte Lernen gefördert werden, da die Studierenden in ihrem eigenen Tempo vorgehen können. Die online-Lernphase kann ganz unterschiedlich gestaltet sein, beispielsweise mit verschiedenen Lernmaterialien, Videos und Interaktionen. Wichtig ist die konzeptionelle Verknüpfung der online-Lernphasen mit den Präsenzphasen, wie es bereits im Blended Learning angestrebt wird. Der Fokus dieses didaktischen Ansatzes liegt in der Wertschätzung und effektiveren Nutzung der Präsenzzeit, welche für Fragen, Übungen sowie die Vertiefung und Anwendung des Gelernten genutzt wird (vgl. Treeck, Himpsl-Gutermann & Robens 2013). Somit kann sowohl in den Präsenz- als auch in den online-Phasen die Eigenaktivität der Lernenden und damit auch ihre Motivation gesteigert werden.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden die zwei vorgestellten didaktischen Ansätze kombiniert, um den Herausforderungen und speziellen Lernbedürfnissen studierender Spitzensportler gerecht zu werden. Das Lernmodul zum Thema „Wissenschaftliches Schreiben“ wurde als Blended Learning-Angebot umgestaltet, mit dem Ziel den Studierenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens zu vermitteln sowie den Aufbau von Schlüsselkompetenzen zu ermöglichen. Somit liegt der Fokus in den Präsenzveranstaltungen besonders auf der Anwendung und Übung des zuvor erlernten Wissens, um Praxisnähe zu erzeugen.
Aufgrund der häufigen Abwesenheit der studierenden Spitzensportler an der Hochschule begann der Kurs zunächst mit einer virtuellen Phase, in der die Lernenden eine Einladung in den Kurs auf der Lernplattform OPAL erhielten. Da die Zielgruppe wenige E-Learning-Erfahrungen aufweist, doch die Rahmenbedingungen eine gemeinsame Kick-Off-Veranstaltung nicht zuließen, wurden zusätzliche Instruktionen zur Nutzung und dem Vorgehen innerhalb des online-Moduls gegeben. Vorgestellt wurde außerdem die organisatorische Vorgehensweise, der E-Tutor als Ansprechpartner, der Zugang zu den Lernmaterialien und die ersten Aufgaben. Im online-Kurs wurden zunächst die Lernziele des gesamten Kurses vermittelt, um den Studierenden den Aufbau und Ablauf zu verdeutlichen. Die Aufgaben in den Selbstlernphasen bestehen vor allem im Einlesen in die Thematik sowie dem Kennenlernen der wichtigsten Gegenstände und Modelle. Diese Informationen sind eher theoretisch gehalten und dienen als Grundlage für die nachfolgenden Präsenzveranstaltungen. Für diese Wissensvermittlung wurden kleine, aufeinander aufbauende Lerninhalte in Form von Texten, Abbildungen, Videos und Selbsttests bereitgestellt. Die drei bis fünf minütigen Lernvideos wurden mit Hilfe der Legetechnik erstellt und mit auf der Lernplattform bereitgestellten Arbeitsblättern angereichert, welche von den Rezipienten parallel zum Video ausgefüllt wurden. Der Einsatz dieser Arbeitsblätter zielt darauf ab, das aktive Zuhören zu fördern und den Studierenden Materialien bereit zu stellen, die in den Präsenzveranstaltungen als Grundlage für die Reflexion und den Austausch über das Erlernte dienen. Anschließend erfolgten die Präsenzphasen in Form von Blockseminaren an der Hochschule, um Freistunden zwischen den Lehrveranstaltungen zu verhindern, wie es von den Sportlern gewünscht wurde. Die Einbindung des Flipped Classroom-Konzepts in das Blended Learning-Arrangement ermöglicht die Anwendung, Diskussion und Vertiefung des in den Selbstlernphasen erlernten Wissens. Aufgrund der didaktisch aufbereiteten und auf der Lernplattform bereitgestellten Lerneinheiten konnte die Selbstlernphase besser strukturiert werden, sodass die studierenden Spitzensportler dem Verlauf der Lehrveranstaltung zeit- und ortsunabhängig folgen können. Deshalb ist eine nachvollziehbare und klare Struktur von großer Bedeutung. Die Lehrveranstaltung durchlaufen traditionelle Studierende gemeinsam mit den Sportlern, sowie es auch im Hochschulalltag stattfindet. Durch den verlängerten Studienverlauf in den dualen Karrieren der Athleten gestaltet sich jedoch auch der Austausch mit den Kommilitonen schwieriger. Verschiedene kollaborative Werkzeuge wurden aus diesem Grund in das Lernszenario eingebunden. Neben der Bereitstellung des Forums für einen gemeinsamen Austausch stellt ein dreiteiliges Peer-Feedback ein wichtiges Element im didaktischen Konzept dar. Nachdem die Studierenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens erlernt und in den Präsenzveranstaltungen geübt haben, bestand ihre Aufgabe darin ein Exposé anzufertigen. Der Erstellungsprozess wurde in drei Schritte aufgegliedert, zu denen sich die Lernenden gegenseitig Feedback geben sollten. Dafür wurden zunächst die Feedbackregeln verdeutlicht und ein Kriterienkatalog als Orientierungshilfe bereitgestellt. Durchgeführt wurde dieser Prozess in kleinen Gruppenbereichen auf der Lernplattform, mit dem Ziel das Erlernte anzuwenden, zu vertiefen und zu reflektieren. Das erstellte Exposé bildet außerdem die abschließende Prüfungsleistung, welche nach der Absolvierung des Moduls erbracht werden musste. Der Feedbackprozess konnte aufgrund der Prüfungsordnung nicht in die Bewertung einfließen. Dies verdeutlicht den Bedarf an Anpassungen der Prüfungs- und Studienordnung. Dennoch wiesen die Lernenden eine hohe Motivation auf, unterstützen sich im Erstellungsprozess und gaben sich hilfreiche Feedbacks.
Um den zuvor erhobenen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der studierenden Spitzensportler gerecht zu werden, wurden die verschiedenen online-Lerneinheiten außerdem klein gehalten, nachvollziehbar strukturiert und so gestaltet, dass die einzelnen Themenbereiche mit wenigen Klicks aufgerufen werden können. Auf zusätzliches Material sowie Literaturempfehlungen wurde innerhalb der Lerneinheiten hingewiesen und diese in einem speziellen Ordner bereitgestellt, um den Studierenden die Relevanz der unterschiedlichen Materialien zu verdeutlichen. In den virtuellen Phasen betreute ein E-Tutor die Lernenden und moderierte sowohl das Forum als auch das Peer-Feedback. In der Zwischenevaluation wurde deutlich, dass die studierenden Spitzensportler das Blended Learning-Szenario als Verbesserung ihrer Lernbedingungen einschätzten. Ebenso positiv gestalteten sich die Rückmeldungen der traditionellen Studierenden, die das Lernmodul absolvierten.
Das vorgestellte Lehrveranstaltungskonzept wurde außerdem zusätzlich in einem Modul im berufsbegleitenden Studium durchgeführt und formativ evaluiert. Dabei wurde deutlich, dass sich die Lernbedürfnisse der studierenden Spitzensportler und der berufsbegleitend Studierenden aufgrund ihrer Rahmenbedingungen ähnlich gestalten. Auch dort wurde das Konzept gut angenommen und brachte positive Evaluationsergebnisse hervor. Diese gesamten Projektergebnisse werden ausgewertet und fließen abschließend in didaktische Leitfäden ein, welche Lehrenden als Handlungsempfehlungen und Orientierungshilfen bei der Konzeption und Durchführung von mediengestützten Lehr-/Lernszenarien dienen sollen. Auf Grundlage der gesamten Forschungsergebnisse aus den Kursen der berufsbegleitend Studierenden und der studierenden Spitzensportler mit den traditionellen Studierenden werden weitere Chancen und Entwicklungspotenziale abgeleitet für Studierende in besonderen Lebenslagen mit ähnlichen Rahmenbedingungen.
Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung zu den Rahmenbedingungen und Herausforderungen studierender Spitzensportler verdeutlichen den Bedarf an flexiblen, individuellen Lernangeboten. Dennoch wird deutlich, dass diese Zielgruppe, bezogen auf die Rahmenbedingungen, Herausforderungen und speziellen Lerngewohnheiten, viele Parallelen zu den ebenfalls befragten berufsbegleitend Studierenden aufweist. Duale Karrieren sind weiterhin mit großen Herausforderungen und einem hohen organisatorischen Aufwand für alle beteiligten Akteure verbunden. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden wertvolle Erkenntnisse gewonnen, wie die duale Karriere verbessert und mit mediengestützten Lernszenarien auf die speziellen Bedürfnisse der Zielgruppe eingegangen werden kann. Ferner ist deutlich geworden, dass aus langfristiger Sicht auch Prüfungsordnungen angepasst werden sollten, um beispielsweise Peer-Feedbackprozesse in die Leistungsbewertung einzubeziehen sowie neue mediengestützte Prüfungsformen zu ermöglichen. Durch die Förderung der Inklusion dieser beschriebenen heterogenen Studierendengruppe und die Gestaltung optimierter Rahmenbedingungen wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung einer neuen Lehr-/Lernkultur an Hochschulen geschaffen.
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[1] Genderhinweis: Zur besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit auf die politisch korrekte Schreibweise verzichtet. Somit schließt die allgemeine, meist maskuline Formulierung, alle Personen ein.